Charlie

Letztes Jahr starb mit über 16 Jahren mein heißgeliebter Kromfohrländerrüde Casper. Die ersten Wochen waren schlimm, Lockdown, kein fröhlicher Hund mehr, der mir über diese bleierne Zeit hinweghelfen konnte... ob ich je wieder einen Hund haben würde, konnte ich mir zwar noch nicht vorstellen, aber die Sehnsucht nach einem Vierbeiner war immer latent vorhanden.

So begann ich nach ein paar Wochen, „unverbindlich“ im Netz zu suchen und stieß auf eine Reihe von Internetauftritten traurig und sehnsüchtig, aber auch lachend in die Kamera blickender Hunde aus anderen Ländern. Dass für mich nur ein Hund aus dem Tierschutz infrage käme, war mir jedoch von Anfang an klar. Einige der herrenlosen Jungs waren bereits in die Vorauswahl gekommen, aber ich konnte mich nicht entscheiden, denn der Zuschlag für „the one and only“ würde für die übrig Bleibenden halt die Nichtvermittlung bedeuten.

Zu meinem großen Glück jedoch entschied Charlie, der seit dem 9. September 2020 bei mir lebt und nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken ist, die Sache für uns beide – er ließ auf Facebook den Notfall ausrufen. Wer nun anhand der süßen Fotos glaubt, Charlie habe sich vor Anfragen nicht retten können, der irrt sich. Und zwar gewaltig. Es gab eine einzige (!!!) Anfrage für den Schatz. Und das war meine.
Die Vermittlung ging in Windeseile vonstatten, und am 9. September besuchte ich Charlie bei seinem Bochumer Pflegefrauchen. Die ersten beiden Stunden waren, sagen wir einmal...gemischt, Charlie verhielt sich abwehrend, knurrte, äugte misstrauisch und ich sah unsere Felle schon davonschwimmen. Irgendwie muss der Kleine aber gespürt haben, wie sehr ich mir das Leben mit ihm wünschte; er ließ sich zwei Stunden später brav und freundlich an der Leine ausführen und duldete mich in anderthalb Meter Abstand.

Trotzdem hatte ich Angst vor der Fahrt in sein "for ever Home"; da ich coronabedingt mit ihm auf der Rückbank sitzen musste und somit wenig Platz für uns beide vorhanden sein würde, befürchtete ich durchaus vorstellbare Beißattacken. Charlie griff mich auch sofort an, nachdem wir angeschnallt waren – er gab mir viele Küsschen und lachte. Zu Hause angekommen, lief er sofort durchs EG und begutachtete alles. Er schien auch die Duftspuren seines verstorbenen Vorgängers aufzunehmen und zu akzeptieren und ging mit dem von jenem vererbten Spielzeug sehr sorgsam um.
Und seit jenem Tage ist unsere Verbindung immer enger und vertrauter geworden. Dank Charlie, der ein großes Herz hat...